China

Schon immer war es einer meiner größten Träume das Land der Mitte zu bereisen und mich einzulassen in diese einzigartige, exotische Welt. Es braucht nur Minuten bis die Gewalt der Eindrücke die Sinnesorgane überfluten und man hilflos versucht, die Impulse im Kopf zu sortieren. Nichts ist hier vergleichbar und dies macht es uns westlichen Touristen so schwer. Hat man es geschafft der Umgebung zu vertrauen und seinen Panzer abzustreifen, ist man bereit diese Jahrhunderte alte Kultur aufzusaugen und zu bestaunen. 

Als eine der ältesten Zivilisationen der Welt hat China hunderte von Facetten und Volkskulturen, die sich in genauso vielen Formen der Wissenschaft, Literatur, Kunst und Philosophie widerspiegelt. 1,4 Milliarden Menschen und 56 ethische Minderheiten sorgen für ein fesselndes Durcheinander, welches kontinuierlich die Augensinne reizt und die Geruchs- und Geschmacksknospen beschäftigt. Macht man sich auf die Reise, ist man unterwegs auf der bunten Seidenstrasse oder in der Einsamkeit der tibetischen Berge. Alternativ besucht man taoistische Klosteranlagen in Megametropolen oder Panda Aufzuchtstationen in den tropischen Wäldern um Chennai. Folgt man seiner Nase und Bauchgefühle, passt oftmals der Weg und verhungern tut man auch nicht, denn überall findet sich eine dampfende Schüssel mit Lánzhōu-Nudeln, ein scharfes Húnán-Essen oder gewürztes Ròujiāmó (geschnetzeltes Schweinefleisch in einem Brötchen). China ist umwerfend, wenn man alte Maßstäbe zur Seite legt und sich einläßt in eine unvergleichliche Welt. Auch wenn es Zeit braucht, sollte man vor dem langsamen Vorwärtsgehen keine Angst haben sondern eher vor dem Stehenbleiben. Denn schon der altbekannte Taoist Laotzu sagte : „Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem einzigen Schritt“.

IMPRESSION

 

Addendum

China bleibt ein Land, das Menschen extrem polarisiert. Die Begeisterten schwärmen von den großen, historischen Monumenten, die jeder von uns schon mal irgendwo in den Nachrichten oder in Büchern gesehen hat. Die Anderen sprechen über das verwerfliche Staatssystem, die schlechten Arbeitsbedingungen der Millionen von Menschen und die zunehmende Kapitalisierung des Landes, die die Umwelt zerstört. 

Gleichgültig mit welcher Meinung man in das Land kommt, unmittelbar ist die unglaubliche Dynamik zu spüren. Überall merkt man die rasante Entwicklung, die aufgrund des hohen Nachholbedarfs des 20. Jahrhunderts, teilweise jedoch nicht schnell genug sein kann. In wenigen Jahren werden hier gesellschaftliche Entwicklungsstufen übersprungen, was zu einen jähem Verfall der alten Traditionen und Werte führt. 

Das Wichtigste jedoch, das ich in China gelernt habe ist, dass unsere westliche Betrachtung von Kausalitäten (wir meinen ja, das sie überall gelten), hier nicht unbedingt stimmen. Es macht es fast unmöglich diese zu verstehen, da unsere Art des Denkens sie einfach nicht zulässt. Ein schönes Beispiel hierfür, ist sicherlich die ganzheitliche Betrachtung des Menschen in der traditionellen chinesischen Medizin, im Gegensatz zur westlichen „lokaler-Schmerz-lokale-Behandlung“ Medizin. Ein anderes schönes Beispiel ist der Ausgleich von Energien (Ying-Yang) beim Essen oder Trinken, anstelle unserer So-Mehr-desto-Besser-Variante. Um diese Welt ernsthaft Verstehen zu können, müsste man alles Gelernte über Board schmeißen und irgendwie nochmal neu anfangen; ein reizvoller Gedanke.

 

>>> LONELYPLANET CHINA