Aus den Geschichtsbüchern:
Im Mai 1596 brachen zwei niederländische Schiffe von Amsterdam in Richtung Norden auf. Es war das dritte Jahr, in dem sich Willem Barentsz auf der Suche nach der Nordwestpassage war. Sowohl 1594 als auch 1595 waren die Expeditionen durch das Eis in der Karasee vereitelt worden. Diesmal versuchten er und seine Crew eine Route direkt zum Nordpol. Die Expedition fuhr weit nach Norden, bis sie auf die Eiskante stieß, der sie nach Südosten folgte. Am 17. Juni 1596 sichteten sie bei etwa 80° Nord wieder Land. Sie segelten entlang der Westküste nach Süden und beschrieben das Terrain mit den Worten „nichts als Berge und scharfe Spitzen, daher nannten wir das neue Land (het nieuve land)… Spitzbergen“. Was den ersten Besuchern von Spitzbergen schon auffiel, waren die enormen Mengen an Walen, Robben und Walrössern. In den folgenden Jahrhunderten wurde damit die massive und systematische Ausbeutung, insbesonders durch England, Frankreich und die Niederlande betrieben. Der traurige Höhepunkt erreichte zwischen 1669 und 1778 seinen Höhepunkt: insgesamt wurden in diesen Jahren über 58.000 Wale gefangen und ausgeschlachtet. Die Population der Walbestände hat sich bis heute nicht nennenswert erholt.
Das heutige Spitzbergen präsentiert sich dem Besucher als aussergewöhnlich, einsam und arktisch. 1300 km vom Nordpol entfernt und mit einer Jahresmitteltemperatur von -7,5°C, leben aktuell ca. 2700 Einwohner aus 50 Nationen auf Spitzbergen. Die drei größten Städte Longyearbyen, Sveagruva und Barentsburg sind nicht durch Straßen verbunden, was die Versorgung und Kommunikation durchaus spannend macht. Generell gibt es überhaupt nur 40km Straßen rund um Longyearbyen, so das die beste Art und Weise des Reisens das Schiff ist.
Reisen auf der Noorderlicht:
Meine Reise begann in Longyearbyen, der Hauptstadt von Spitzbergen. Schon bei meiner Ankunft war ich überwältigt von der klaren, kühlen Luft und der atemberaubenden Landschaft. Die kleine Stadt strahlt eine einzigartige Mischung aus moderner Annehmlichkeit und arktischem Abenteuergeist aus. Ich hatte einen Tag Zeit die Umgebung zu erkunden und die Universität mit dem Svalbard Museum zu besuchen, bevor es am nächsten Nachmittag zum Hafen ging und ich mein Zuhause für die nächsten 8 Tage betrat: die Noorderlicht. Die Noorderlicht ist ein ehemaligen Feuerschiff, welches 1910 in Flensburg gebaut wurde und für Jahrzehnte als „Leuchtturm-Ersatz“ diente. Das umgebaute Schiff verbindet mittlerweile alte Segeltradition und Moderne und ist perfekt für die Erkundung von Buchten und Gletschern rund um die vielen schroffen Fjorde Spitzbergens geeignet.
Gletscher sind unvergessliche Anblicke und ich kenne keinen, der dieses gewaltige Spektakel von Jahrtausende alter Urkraft nicht mit Ehrfurcht und Begeisterung erlebt. Während der Reise wurden wir immer wieder fasziniert durch die fragile Schönheit der arktischen Tundra mit ihren faszinierenden Pflanzen und Tieren. Die Anpassungsfähigkeit an diese extremen Bedingungen ist erstaunlich. Ich habe mich oft gefragt, was für eine Motivation die Menschen mitbringen, die hier das ganze Jahr leben. Sei es die totale Finsternis und Kälte für über 4 Monate oder der ganztägige Sonnenschein im Polarsommer. Viele der alten Walfangstationen und Trapperhütten erzählen ähnliche Geschichten und Schicksal, und trotzdem scheint die Herausforderung und Faszination für diese extreme und raue Umgebung weiterhin ungebrochen.
Die unvergesslichen Erinnerungen an die unberührte Natur, die faszinierende Tierwelt und die einzigartigen Landschaften werden mich weiterhin begleiten. Ich hoffe nur, das eine besonnene Entwicklung auch der nächsten Generation noch die Möglichkeit gibt, die Schönheit und Wunder der Arktis zu erleben.
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